Ein fröhliches Hallihallo aus Wallmoden.
Der ganze Trubel rund um die Buchveröffentlichung und die Verleihung des RheumaPreises ist nun etwas „verdaut“ und ich kann mich wieder dem Tagesgeschäft zuwenden. Ein guter Zeitpunkt, mich auch mit meinen Posts hier im Blog wieder dem eigentlichen Ziel desselben zu widmen: Erfahrungen teilen, die bei einem Leben mit Bechterew helfen.
Heute möchte ich gern etwas zu der Anti-Stärke-Diät schreiben, wie sie der Immunologe Prof. Dr. Ebringer, der am Kings College (London) zu Morbus Bechterew geforscht hat, empfiehlt. Eine kurze, sehr vereinfachte Zusammenfassung seiner These: Ebringer ging davon aus, dass die Entzündungsprozesse bei Menschen mit Bechterew im Zusammenhang mit einer überschießenden Besiedlung mit dem Klebsiella Bakterium im Darm stünden. Bei den Personen, die mit dem Gendefekt HLA-B27 an Morbus Bechterew erkrankt waren, schien die Ähnlichkeit zwischen diesem Gen und dem Klebsiella-Bakterium dazu zu führen, dass das körpereigene Gewebe vom Immunsystem der Personen angegriffen würde, was dann die schmerzhaften Entzündungen im Kreuz-Darm-Bein-Bereich verursachen würde. Er ging weiter davon aus, dass – da sich das im Darm befindliche Klebsiella Bakterium von Stärke ernährt – stärkehaltige Nahrungsmittel das Immunsystem stark reizen und somit die Autoimmunprozesse anfeuern würden. Um das Entzündungsgeschehen einzudämmen, sollte demzufolge Stärke aus dem Speiseplan rigoros gestrichen werden.
Ich habe mich mit den Studien von Ebringer, Replikationen und auch den danach angestellten Meta-Analysen beschäftigt. Nach wie vor ist die Datenlage im Vergleich mit anderen Forschungen immer noch recht dünn und nicht eineindeutig. Doch gilt es auch immer zu bedenken, WER die Analysen in Auftrag gegeben hat und mit welcher Zielsetzung. Schon von Berufs wegen gelingt es mir recht gut, die Standpunkte verschiedener Betrachter gut nachzuvollziehen. Und ich kann unterschiedliche Auffassungen gut tolerieren. Aus einer konstruktiv-kritischen Betrachtung heraus ist mir sehr klar, dass die Befürworter, als auch die Gegner dieser Ernährung bei der Interpretation der faktenbasierten Studienergebnisse immer auch ihre eigenen unbewussten Überzeugungen mit einbringen. Schließlich werden die Studien von Menschen ausgewertet.
Deshalb habe ich die stärkefreie Ernährung als einen „Vorschlag“ aufgefasst. Und da es für mich mit dem geringeren Risiko einherging, habe ich diese Ernährung ausprobiert und bei mir persönlich auch als sehr wirksam (mit dem Ziel Entzündungen zu vermeiden) erfahren dürfen.
Hier möchte ich Strategien teilen, die ich persönlich als wirksam erleben konnte. Daher gehört einfach auch die stärkefreie Ernährung dazu. An verschiedenen Stellen habe ich davon berichtet, wie ich hin und wieder in einem persönlichen Experiment die Wirksamkeit an mir selbst überprüft habe. Die Ernährung konnte zwar bei mir die Entzündungen gut eindämmen, jedoch nicht vollkommen vermeiden. Ich möchte ganz deutlich darauf hinweisen, dass im Falle von Entzündungen unbedingt medikamentös behandelt werden muss, um irreversible Folgeschäden zu vermeiden. An dieser Stelle bin ich der Forschung dann auch sehr dankbar für all die Ergebnisse und hilfreichen Medikamente, die ihre Arbeit hervorbringen konnte.
Es gibt Personen, die sich im Internet gegen die stärkefreie Ernährung aussprechen. In deren Stellungnahmen scheint es mir, als dass sie sich wenig mit dem Prinzip der Ernährung auseinandergesetzt haben. Denn diese Ernährungsform ist nicht mit der kohlenhydratFREIEN Ernährung gleichzusetzen. Wir Bechtis sollen uns möglichst vollwertig ernähren. Das gelänge vollkommen ohne Kohlenhydrate schlecht. Es geht also vielmehr darum, die stärkehaltigen Lebensmittel entsprechend zu ERSETZEN.
Betrachten wir uns in diesem Zusammenhang einmal die für den Energiehaushalt eines jeden Menschen wichtigen Kohlenhydrate, wie sie z. B. in Weizenmehl enthalten sind. Da Weizenmehl auch Stärke enthält, sollte dies nun konsequent aus der Ernährung von HLA-B27-Trägern zur Vermeidung der Entzündungen gestrichen werden. Alternativ können diese Energien jedoch z. B. auch aus Chiasamen, Nüssen oder aus Früchten gewonnen werden, oder, oder …
Tatsächlich muss man in der Phase der Ernährungsumstellung Zeit für sich investieren und sehr genau schauen, was man essen darf und was nicht. Nach meinem Verständnis ist das jedoch sehr gut investierte Energie, wenn ich dadurch die Erkrankung gut beeinflussen kann. Zusätzlich geht es bei der Ernährung ja nicht nur darum, einfach mal Stärke wegzulassen, um Entzündungen zu reduzieren. Es geht auch um eine innere Haltung zu sich selbst. Es hat mit Selbstliebe zu tun, dem Körper wertvolle und vollwertige Lebensmittel zuzuführen. Und eine positive Grundhaltung begünstigt auch die Gesunderhaltung aller Menschen – ist also doppelt gut 🙂
Krankheitsbewältigung kann umso erfolgreicher sein, je mehr Bereiche sie umfasst. Daher dreht sich in diesem Blog vieles um Bewegung (sehr wichtig!!!), Ernährung und positives Denken.
Wenn ich eine Herde im Zaum halten möchte, macht es auch wenig Sinn, einen Zaun nur an der einen Seite der Weide aufzustellen, andere jedoch offen zu lassen … man kann die Herde beschränken, wenn mindestens drei Zaungeraden miteinander verbunden werden.
Die Wirksamkeit der Ernährungsweise beruht auf dem Vorhandensein des HLA-B-27. Nun ist dieses aber nicht bei allen von der Erkrankung Morbus Bechterew Betroffenen vorhanden und nicht alle HLA-B-27-Träger erkranken an Morbus Bechterew. Bei diejenigen Betroffenen, die das Gen nicht tragen, kann die allgemein als entzündungshemmend bekannte Ernährung schon gute Erfolge zeigen. Was darunter zu verstehen ist, könnt ihr z. B. bei den ErnährungsDocs finden oder bei der RheumaLiga. Schaut jeweils auf den verlinkten Seiten. Einige Rezepte findet ihr bereits hier im Blog und die Sammlung werde ich nach und nach weiter füllen. Freut euch also auf viele genussvolle Rezepte 🙂
Für heute viele herzliche Grüße von Muna
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