… die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr)
Einen sonnigen Gruß an alle Leser. Dieses so oft zitierte Gebet des amerikanischen Theologen Niebuhr passt so gut zu uns jungen Bechtis. In meinem Blog habe ich bereits mehrfach davon geschrieben, dass es bei der Krankheitsbewältigung wichtig und hilfreich ist, die Position zu betrachten, die man selbst zu der Erkrankung einnimmt.
Ich kann nicht ändern, dass ich an Morbus Bechterew erkrankt bin. Und es wäre verschwendete Energie, immer und immer wieder mit dem Umstand zu hadern, den ich nicht ändern kann. Es ist meine Entscheidung, diese Energie in eine sinnvolle Richtung zu lenken. Wie z. B. eine gesunderhaltende Lebensführung (mit „Gesunderhaltung“ meine ich die Symptomfreiheit der Erkrankung).
Und das, was ich ändern kann, ist z. B. meine innere Haltung durch eine positive Sichtweise. Ich kann entscheiden, welche Haltung ich zu der Erkrankung einnehme. Ähnlich, wie in dem ganz praktischen Beispiel, das ich euch heute beschreiben möchte:
Letzte Woche befand ich mich auf dem Rückweg einer kleinen Reise und fuhr auf der Autobahn auf ein Stauende auf. Eigentlich hatte ich ausreichend Reisezeit eingeplant, um mit meiner Arbeit am Nachmittag beginnen zu können.
Als nach einer halben Stunde keine Bewegung in die Stauformation kam, hörte ich zum ersten Mal im Radio den Hinweis, dass es sich um eine Vollsperrung aufgrund eines LKW-Unfalls handele. Das warf meine Pläne bereits zu diesem Zeitpunkt durcheinander.
Nun hätte ich mich furchtbar aufregen und viele Gründe im Außen finden können, warum und weshalb ich hier mit meinem Auto festsaß. Stattdessen gelang es mir, auch an dieser Situation den positiven Nutzen zu sehen: Ich hatte mich am Morgen beim Frühstück spontan entschieden, ausnahmsweise einen zweiten Kaffee zu trinken und etwas später aufzubrechen. Vielleicht hatte ich es nunmehr genau dieser Entscheidung zu verdanken, dass ich nicht in den schweren Verkehrsunfall verwickelt wurde, der sich hier scheinbar nur ein Viertelstündchen vor mir ereignet hatte. Ich war dankbar für diesen Umstand, der mich bewahrt hatte. Dies war die Position, die ich zu der unabänderbaren Situation, hier im Stau festgehalten zu werden, einnehmen konnte. Und das hat mich auch davor bewahrt, in Stress zu geraten …. wie so viele meiner Mitwartenden.
Ich konnte beobachten, wie Geschäftsmänner in dunklen Anzügen hektisch telefonierten und gestikulierten, sich die LKW-Fahrer hingegen mit einer gewissen Laissez-faire die ungeplante Pause gönnten und kleine Kinder mit ihren Eltern auf dem Seitenstreifen in den Büschen verschwanden 😉
Na klar, kam immer mal wieder etwas Unmut in mein Warten, wenn z. B. der Kranwagen anrückte, was Hoffnung auf baldige Bewegung weckte. Dann aber immer noch keine Stauauflösung in Gang kam. Doch genau diese beschriebene Sichtweise half mir dann immer wieder, mich mit dieser unabänderbaren Situation zu arrangieren. So nutzte ich diese unfreiwillige Untätigkeit, um zu telefonieren, Nachrichten zu beantworten und den strahlenden Sonnenschein zu genießen.
Am Ende waren es dann über drei Stunden Wartezeit in dieser Vollsperrung aus der ich im Gegensatz zu den vielen gestressten und wütenden Mitwartenden Folgendes mitnehmen konnte: 1000 Dank an meinen Schutzengel!!!
Ich wünsche euch viele solcher entlastenden Sichtweisen á la Niebuhr … und einen sonnigen, erholsamen Sonntag 🙂